Keine Massen-Legehennenhaltung in Mardorf

Die Perversion der Ausbeutung von Lebewesen

Knapp 15.000 Legehennen auf einer derzeit landwirtschaftlich konventionell genutzten Fläche ist das angestrebte Vorhaben einer Baugemeinschaft aus Mardorf. In einer Stallung von ca. 2.300 m² sollen die Hennen dort Platz finden, abzüglich der Räumlichkeiten für Büro, WC, Dusche und Co., dafür auf knapp 6 Metern Höhe, in verschiedenen Etagen.

Die Informationsveranstaltung im Homberger Ortsteil Mardorf war ein gutes Beispiel, wie deutlich landwirtschaftliche Bauvorhaben die Dorfgemeinschaft interessieren. Eine angeregte Diskussion mit Befürwortern und Gegnern endete manchmal in Ratloskeit und Unsicherheit der Anwesenden. „Ein Emissionsgutachten werde nicht erstellt, da dies für den Bauantrag“ mit Privilegierungsrecht „nicht notwendig sei“, so die Bauherrin. Es wurde viel mehr eine grobe Emissionsschätzung ohne fachliche Grundlage erstellt.

Die Hauptwindrichtung würde demnach nicht in den Ort ziehen, somit sei der neugebaute Kindergarten und die Dorfgemeinschaft nicht gefährdet. Eine Behauptung, die durch fehlende Gutachten weder Hand, noch Fuß hat, erst recht nicht in Zeiten immer häufiger auftretender Wetterphänome mit Drehung der Windrichtung.

Das Problem einer Nitrat- und Phosphorbelastung für den Boden und somit ein Eintrag ins Grundwasser wird ebenso wenig vermutet, wenngleich dieser Verdacht nicht ausgeräumt werden konnte. Dabei ist nachgewiesen, dass die Nitratbelastung der Böden wegen zunehmenden Überdüngung ansteigt. Nicht ohne Grund wurde Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen einer Verletzung der EU-Nitratrichtline verurteilt. Für Mardorf bedeutet das, dass nach derzeitigen Plänen pro Monat mehrere Tonnen Hühnerkot anfallen, die zum Großteil als Dünger in der Gemarkung ausgebracht werden sollen.

Der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Homberg (Efze) erwartet von einer Ökomodell Region, neue landwirtschaftliche Ideen, weg von Tierqual, Massentierhaltung und Ausbeutung von Tier und Boden. Für die Baugemeinschaft scheint die Entwicklung eher konträr zu sein. Der gute Wille zur Regionalität fällt augenscheinlich dann weg, wenn Legehennen importiert, Eier zum Verpacken exportiert und letztendlich an große Supermarktketten verkauft werden. Die Perversion dieses Geschäftsmodells erreicht ihren Höhepunkt, indem Hennen, die den „Produktionsstandards“ nicht mehr genügen, der Schlachtung zugeführt werden sollen. Die geplante Freilandlegehennenhaltung in Mardorf ist ein neuer Schritt gegen Klima- und Naturschutz, hin Richtung Massentierhaltung und Ausbeutung von Lebewesen zum menschlichen Genuss.

Auch Alternativen zur geplanten Massentierhaltung mit Freilandlegehennen sind rar gesät. „Eine artgerechte Tierhaltung“ kann nur dann gelingen, wenn ausreichend Platz, Schutz- und Unterschlupfmöglichkeiten aber vor allem wenige Tiere zur Produktion tierischer Lebensmittel gehalten werden. 15.000 Legehennen überschreiten diese Anforderung enorm, von Federpicken, Kannibalismus und anderen Verhaltensauffälligkeiten ganz zu schweigen.

Da es sich um ein landwirtschaftliches Bauvorhaben handelt, greift ebenso wenig das Klimaschutzkonzept der Kreisstadt. Die Homberger Bündnisgrünen fordern eine rasche Nachbesserung des Klimaschutzkonzepts der Kreisstadt, dass zukünftig in eine Klima- und Naturschutzsatzung novelliert werden sollte. Bei sämtlichen Vorhaben in der Kernstadt sowie in den Ortsteilen sollte das Ziel sein, bis 2035 klimaneutral zu werden. Das gelingt uns allen nur dann, wenn wir den Weg des Überkonsums an Lebensmitteln verlassen, Tiere nicht mehr wie marktwirtschaftliche Nutzprodukte behandeln und pfleglich mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen.

Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Homberg (Efze) lehnen die gigantische Freilandlegehennenhaltung in Mardorf strikt ab!

19.05.2021, Pressemitteilung des Ortsverbands Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Homberg
Christina Schade & Marcel Smolka, Vorstandssprecher

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